Willkommen, Gast
Benutzername: Passwort: Angemeldet bleiben:
Blogs von Lile an Eden
  • Seite:
  • 1

THEMA: Leuchtendes Erkennen

Leuchtendes Erkennen 4 Jahre 9 Monate her #130

Bist du einmal einem Menschen begegnet, jenseits deiner eigenen Vorstellungen, deiner Bedürfnisse oder deines Bedeutungszuweisungszwanges, jenseits deiner Hoffnungen und Sehnsüchte? Hast du in ihm nicht nur ein isoliertes Wesen wahrgenommen, das einen Namen hat und in seiner scheinbaren Abgeschlossenheit in Ausschliesslichkeit dir zugetan oder abgewandt ist? Bist Du den Vielen begegnet, die eingebettet in die Seelenlandschaft dieses Menschen, seine Seele geprägt haben, erfüllt, berührt und erschüttert? Du begegnest diesen Wesen absichtslos, indirekt, die meisten davon haben für dich keinen Namen, kein Gesicht, doch begegnest du ihnen in der Ernte, auf den bebauten Feldern seiner entwickelten Persönlichkeit. Du schmeckst sie, hörst sie, siehst sie in den Früchten, die die Interaktion dieses Menschen mit ihnen gezeitigt hat. Achte die Vielen und ehre sie und achte die Vielen, die die Vielen prägten. Achte die Strahlen der Sonne, die diesen Menschen beschienen, ebenso wie den Regen, achte die Sterne, die ihm die Nacht erleuchteten. Achte die Erde, die ihn trägt, die Filme die er sah, die Worte die er hörte, achte die Menschen, die ihn liebten, achte jeden flüchtigen Augenblick, jede Begegnung die er je hatte, mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Wesen, denn all das liebst du, wenn du einen Menschen liebst. Du liebst das, was sich erwirkte in ihm und all das hat ihn miterwirkt.

Du schaust in die Augen dieses Menschen und vielleicht kannst du auch dein Selbst in ihnen sehen, vielleicht auch sind diese Augen dir Tore zu einem Ganzen, das niemals geteilt sich in ihm, wie in jedem verkörpert hat. Wie kannst Du einen Menschen lieben und die Erde verabscheuen, oder den Horizont, wie kannst du auch nur einen einzigen Menschen lieben, ohne das Ganze durch ihn zu lieben? Er wäre nicht er, ohne den Vater, der ihn schlug oder tröstete, ohne die Mutter, die ihn verstiess oder liebevoll pflegte, ohne die Grossmutter, die ihm Geschichten erzählte.... Er wäre nicht er, ohne die vielen, die er berührte, liebte, verachtete, verletzte vielleicht.
Wenn du ihn ansiehst, siehst du auch die lieblichen Täler, die Schluchten, die blauen Himmel und die tosenden Stürme des Innern, die ihn zu dem machten, was er jetzt ist? Siehst du die Tage seiner Kindheit, die liebkosten, die grauen, die einsamen, die herzlachenden und verstossenen Tage, die in ihm eine Ahnung herausschälten, was er von diesem Leben zu erwarten hat und wie er damit umzugehen gedenke?

Siehst du die vielen enttäuschten Erwartungen, die erfüllten und die unerfüllten Wünsche, das Herzklagen und den sanften Frieden in ihnen? Siehst du die ausgebrannten Felder und wuchernden Hoffnungen, siehst du die verborgenen Wege, die nur ihm und ihm allein vertraut sich machten. Da ist sovieles und sovieles mehr, dem du begegnest, wenn du einem Menschen begegnest, dem du vielleicht dich nahe fühlst. Viele sagen, es zählt nur der Moment und ja, alles kann sich dir eröffnen, in einem einzigen Moment, ohne auch nur einen flüchtigen Wimpernschlag zu brauchen, in dem sich dein Herz vom Gesehenen erholt.

Doch siehst du nicht notwendigerweise das Geschehene, sondern vielmehr das Erwirkte, das, aus der Vielzahl an Geschehenem und Ungeschehenen, im erlebten Erfahrungsuniversum dieses Menschen Geborene, ihm Eingeprägte. Oftmals ist dieses Gewirkte sich seiner selbst nicht bewusst, ist es eine unbewusste Schöpfung sozusagen, ein Produkt von Reaktionen auf die Umwelt in Interaktion mit seinem eigenen Sein und Erleben. Doch ein liebevoller Blick, ein Herz-zu Herverstehen mag genügen, dieses Daseinsprodukt einzuseelen, und jenem Menschen einen Grund zu erlieben, auf dem er erblühen kann.

Ein Strahl von Liebe, ein tiefes Angenommensein, ein einfaches Danke, ein Lächeln mag eine Lebenslandschaft sich für sich selbst erhellen und sich ihrer selbst bewusst machen. All das kann passieren, wenn du einem Menschen begegnest, mit der Offenheit und Bereitschaft ihn wahrzunehmen, und dieser Blick mag dir ein Selbst erschauen, das mit deinem Selbst auf innigste Art verbunden ist und sich im Wir als mehr als die Summe aller einsamen und gemeinsamen Erfahrungen begreift. Vielleicht auch ist es nur ein flüchtiger Augenblick, ein erkennendes Lächeln, das so tief in die Seele eines Menschen dringt, und sie erkennend für sich selbst gebiert und diese Geburt ist wie ein Hallejah, das das Selbst des Seins, durch unser einander Lieben, sich schenkt.
(c) Lile an Eden, www.artvisionweb.com
Bild: T.A. Kopera
TAKopera-K15.jpg
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
  • Seite:
  • 1
Ladezeit der Seite: 0.155 Sekunden