Wir neigen dazu, in einer Welt der Gewissheit , der
unbestreitbaren Stichhaltigkeit der Wahrnehmung zu leben,
in der unsere Überzeugungen beweisen, dass die Dinge
nur so sind , wie wir sie sehen.
Unsere Erfahrung aber ist unauflösbar mit unserer
Struktur verknüpft. Wir sehen nicht den Raum der Welt,
sondern wir erleben unser visuelles Feld. Wir sehen
nicht die Farben der Welt, sondern wir erleben unseren
chromatischen Raum. Dennoch sind wir fast zweifellos
in einer Welt. Doch wenn wir untersuchen, wie wir diese
Welt erkennen, werden wir finden, dass wir die Geschichte
unserer biologischen und sozialen Handlungen von dem,
wie uns Welt erscheint, nicht trennen können.
Die Reflexion ist ein Prozess, in dem wir erkennen, wie
wir erkennen . Sie ist eine Möglichkeit unsere
Blindheiten zu entdecken und anzuerkennen, dass die
Gewissheiten der anderen ebenso überwältigend und
unsicher sind, wie unsere eigenen. Dieser besonderen
Situation, zu erkennen, wie wir erkennen, weichen wir in
unserer auf Handlung geprägten westlichen Zivilisation
gerne aus, weil wir, um das Instrument einer Analyse
analysieren zu können, dasselbe als Instrument nutzen
müssen und das ist schlichtweg schwindelerregend:-)
Dennoch ist es an der Zeit, unsere alltäglichen
Einstellungen beiseite zu legen und aufzuhören, unsere
Erfahrung als versehen mit dem Siegel der
Unzweifelbarkeit zu betrachten- so als würde sie eine
absolute Welt widerspiegeln. Es ist Zeit, sich von dem
Gedanken zu lösen, es gäbe "Tatsachen" und Objekte da
draussen, die man nur aufgreifen und in den Kopf
hineinzutun habe...
Die Erfahrung von jedem Ding "da draussen" wird in
spezifischer Weise durch die menschliche Struktur
konfiguriert, welche das "Ding, das in der Beschreibung
entsteht" erst möglich macht. Diese Untrennbarkeit einer
bestimmten Art zu sein von der Art, wie die Welt uns
erscheint zeigt uns , dass im kognitiven Akt der
Erkennende , gewissermassen wie der Zauberer aus seinem
Hut, eine Welt hervorbringt...Üblicherweise wird dieses
Hervorbringen einer Welt aus dem Erkennen als Fehler .
als Schwierigkeit etc betrachtet, aber genauso gut
könnten wir diese Tatsache auch als Schlüssel
betrachten.
Dieses Hervorbringen einer Erlebniswelt, das Herzstück
des Erkennens, ist mit den tiefsten Wurzeln unseres
erkennenden Seins verbunden, ganz unabhängig davon, wie
überzeugend unsere Erfahrung zu sein scheint und für
mich persönlich bedeutet das Erkennen dieser Tatsache
auch grosse Freiheit, was die Gestaltung unseres
Erlebnisraumes betrifft. Denn wenn ich den Punkt in mir
wahrnehmen kann, von wo ich wahrnehme , ebenso
wahrnehmen kann, wie ich wahrnehme , denke ich, kann ich
das wie und das woher auch ändern und kann sogar mein
So-Sein ändern und so auch meine Erlebnisrealität, oder
????
))))) und dies hat für mich unendlich viel mit
der vielzitierten freien Wahl des Menschen zu tun, die
mit dem Sich selbst ändern beginnt, will man seine
Erlebnisrealität ändern...
Dies ist ein Auszug aus meiner Diplomarbeit und eine
unmittelbare Fortsetzung zu meinem : Die Relativität der
Normalität" Blog.....Ich gehe davon aus, dass sich die
meisten von euch der o.a. Tatsachen bewusst sind, und
doch ist es mir immer und immer wieder wichtig, in
Zeiten wie diesen, die Eigenverantwortung aufzuzeigen
und nicht der Illusion einer starren Realität "da
draussen" zu verfallen. Viele fühlen sich noch immer als
"Opfer" angesichts der täglich stattfindenden
"Abscheulichkeiten" in der Welt da draussen und
ohnmächtig daran etwas zu ändern..wir sind nicht
ohnmächtig, ganz und gar nicht...das wollte ich mal ganz
leise gesagt haben
in Liebe Lile